Mein Jakobsweg


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27.09.17 Wessobrunn - Rottenbuch (26 km)
 

Nach einem schönen Frühstücksbuffet
räumten wir unsere Sachen zusammen
und legten noch eine Schmusestunde mit den Hunden ein

Muki verfiel nach dem Anlegen des Geschirrs
wieder in seine obligatorische Salzsäulenstarre,
die er erst auflöst, wenn man zur Tür geht.

Das kann er minutenlang.

Gleich nach unserem Start bemerkte ich,
daß meine beiden wunden Stellen an den Füßen von gestern
leider immer noch sehr weh taten.
An der nächsten Bank klebte ich darum Pflaster zum Schutz drüber.

Die heutige Strecke führte über viele Brücken und Schluchten.

Die Gegend war auch viel feuchter als gestern.

An einem Teich fielen uns diese drei Enten auf.

Eine weiße, ein Stockenten Erpel und deren gemeinsamer Mischlingsnachwuchs.

Schon bald hatte man einen guten Blick auf den Hohenpeisenberg, unser heutiges Zwischenziel :

In Forst kamen wir an dieser uralten Linde vorbei.

Sie wird auf ca 1000 Jahre geschätzt und es hat wohl auch schon häufig der Blitz eingeschlagen.

Bei einer Rast wollten wir den durstigen Hunden Wasser anbieten.
Lisa weigerte sich aber aus dem Reisenapf zu trinken.
Frau Prinzessin nahm nur etwas, wenn es ihr per Hand gereicht wurde.

Die Pflanze von gestern konnten wir inzwischen als Kohldiestel identifizieren


"Irgendwie kommt der Hohenpeisenberg einfach nicht näher !"
 
 

Nach 3 Stunden hatten wir aber endlich Hetten (liegt direkt unter dem Hohenpeisenberg) erreicht und kehrten dort ein.

Dort musste ich den Upload des gestrigen Berichtes prüfen,
während Rupert sich ein kleines Mittagessen gönnte.

Ich schaute mir auch den weiteren Weg an :

Wir hatten bereits 13 km hinter uns.
Zum Hohenpeisenberg hoch und wieder runter wären es 2,5 km.
Wir könnten aber auch den Berg an der Straße in nur ca 500 m umgehen.
Bis Rottenbuch, unserem heutigen Ziel, wären es dann immer noch ca 12 km.
Da es nach der Pause bereits 14 Uhr war und meine Füße immer mehr brannten,
sich sogar noch eine dritte wunde Stelle hinzugefügt hatte, machte ich den Vorschlag,
dass wir uns das schöne Kloster und die Wetterstation auf dem Hohenpeisenberg schenken
und die Abkürzung nehmen sollten.

Rupert war einverstanden und so übten wir gleich Mukis neue Macke (Autos jagen) weg zu trainieren  :

Klappte an Ruperts Seite sehr gut !

Kaum waren wir wieder auf einem Feldweg, konnte Rupert gleich an einer weiteren,
leider seit dieser Wanderung auftretenden Macke von Muki arbeiten : Kühe anbellen

Auch hier verhielt er sich zum Glück sehr gut, was sicher auch daran lag,
daß uns auf der anderen Seite ein Pferd entgegen kam und er nicht wußte, wen er zu erst anbellen sollte ;-)
Später hatten wir Kuhweiden, wo er sogar die ganze Herde zusammen bellte und wir schon Angst hatten,
daß sich die Kühe zusammentun, um ihn durch den Zaun anzugreifen ...
Eine Wanderung mit ihm durch eine offene Kuhweide wäre nicht möglich !

Bald konnten wir den Blick zurück auf den Hohenpeisenberg
(und unser schlechtes Gewissen) genießen


 

Nun begann der Waldweg zur Ammerschlucht


 

Viele Pilze begleiteten unseren Weg

Eine schöne Gegend hier

Kurz vor der Ammerschlucht legten wir an einer Hütte mit Bank
und einem Brunnen eine willkommene Pause ein.
Taten meine Füße doch immer noch und bei jedem Schritt mehr weh.

Lisa fühlte sich gleich auf dem Tisch wohl

Und trank wieder nur aus der Hand !!

Muki kämpfte derweilen mit anderen Dingen

Hier als kleine Info eine Radkarte von dem Amper- (mein Weg von Haimhausen bis Dießen) und Ammer-Radweg :

Der Fußweg ist an der Amper der selbe, ab Dießen geht dieser allerdings ein ganzes Stück westlicher.

Als Wasserhund mußte Muki natürlich auch gleich in der Ammer baden.
Nach dem Wehr sieht sie der Isar ähnlich

Der idyllische Weg am Ammerufer endete an der Schnalzbrücke

 

An dieser geht der Weg nicht ans andere Ufer,
sondern rechts den Berg steil hoch und dann am Hang, der Ammerschlucht, entlang.
Dies sollte laut Wegweiser noch ca 1 3/4 Stunde bis Rottenbuch dauern.

Wir hatten bereits 17 Uhr, ich war durch die ständigen Schmerzen
bei jedem Schritt schon am Ende meiner Kräfte und konnte nur kleine Schritte gehen.
Aber was sollen wir machen ... weiter geht es ! Da musste ich jetzt einfach durch !

Ein großer Trost war der wundervolle Weg mit seinen Kalkterrassen
und seiner wild romantischen Flora ringsherum.

Das ständige auf und ab auf sehr unebenen Grund und rutschigen Wurzeln
machte mir mit meinem schmerzenden Füßen zwar schwer zu schaffen,
aber die Hunde, besonders Lisa, und Rupert warteten immer an jeder Ecke auf mich und achteten darauf,
daß ich den Anschluß nicht verlor, so daß es mir jedes mal Kraft gab, weiterzugehen.

Was sieht man hier ?

Das Licht wurde immer spärlicher und mit den letzten Sonnenstrahlen kamen wir endlich aus der Schlucht.
Es tat mir sehr leid, daß ich diesen schönen Weg nicht wirklich genießen konnte und dankbar,
daß Rupert mir die Hunde abnahm, damit ich für mich in Ruhe gehen konnte.

Kaum erreichten wir die erste Bank kurz vor Rottenbuch,
riefen wir gegen 19:30 Uhr in unserer Unterkunft an, daß wir zwar verspätet, aber noch kommen würden.
Die Pensionswirtin hatte sich auch schon Gedanken gemacht
und wohl bei mir zu Hause auf dem Festnetz angerufen.
Nun war sie beruhigt, daß wir nicht unentschuldigt fern blieben.

Dann war es wirklich dunkel und wir holten für die letzten 1 1/2 km die Stirnlampen hervor

 

Der Weg führte am Ortsrand auf einer engen Schotterpiste entlang.
Ich nahm wieder Lisa zu mir und konzentrierte mich auf jeden Schritt.

Plötzlich kam ein Auto den dunklen Weg hinter uns entlang und wir quetschten uns an den Wegesrand.
Zuerst passierte der Wagen Lisa und mich, wurde langsamer und ich dachte noch :
'Mensch, fahr doch vorbei. Du siehst doch, wie wir uns wegen dir an den Rand drücken ! Will der etwas von uns ?'

Da kurbelt der Fahrer das Fenster runter und sagte :

"Was machen sie da ?"

Ich war zunächst perlex, weil ich mir nicht denken konnte, wie diese dumme Frage gemeint sein könnte.
Ich brachte nur ein ebenso dümmliches, jedoch ironisches "Gehen ?!???" heraus.

Er machte grosse Augen, schaute auf die Uhr im Auto und sagte dann :

"Um diese Uhrzeit ?"

'Hää ? 20:00 Uhr ist doch keine ungewöhnliche Uhrzeit.
Was will der ? Wir sind doch auf einem offiziell ausgeschilderten Jakobsweg !
Was soll ich mich bei dem rechtfertigen, dass wir halt so lange gebraucht haben ??',
kam es mir in den Sinn und meine Wutpegel stieg an.

"Wir sind auf dem Jakobsweg unterwegs zu unserer Unterkunft
hier im Ort und haben halt etwas länger gebraucht. Das ist doch kein Verbrechen !?!"

Rupert hörte meine erhöhte Stimme und eilte herbei.

"Ich bin doch nur um ein gutes Miteinander bemüht.", gab der Fahrer zurück.

"Das hörte sich aber am Anfang anders an !", empörte ich mich.

-Rupert schreibt nun weiter-

Er erklärte uns, dass man nach Einbruch der Dämmerung nicht mehr mit Hunden unterwegs sein sollte
oder sagte er tatsächlich darf!, da sich sonst die Jäger nicht auf dass Wild konzentrieren könnten
und mit den Einwohnern ist dies abgesprochen.
Ja geht's noch?
Dies bedeutet ja, dass man mit Hund ab Dämmerung zuhause bleiben muss.
Sonja fing schon an, mit den Füßen zu scharren.

-Sonja-

"Aber wir sind hier doch ganz legal auf einem öffentlich ausgeschilderten Weg unterwegs !
Da kann doch nicht gejagt werden !?!", zeigte ich mich uneinsichtig.

"Ja, sie sind ja von außerhalb, das ist natürlich etwas anderes.
Sie können das nicht wissen. Aber mit den Einheimischen ist das so abgesprochen !
Die gehen hier zu der Uhrzeit nicht mehr entlang !"

Ich sagte nichts mehr, weil mir die Worte fehlten.
Rupert spielte etwas Verständnis vor, damit der Typ endlich weiterfuhr.
Der zum Glück bemerkte, daß er hier an die Falschen geraten war und trollte sich auch bald.

-Rupert-

Mir ist noch aufgefallen, dass sein Autokennzeichen GAP war,
wir aber nach wie vor im Landkreis Weilheim/Schongau waren.
Vielleicht war er ein Wichtigtuer. Soll bei Jägern ja gelegentlich vorkommen.

-Sonja-

Kurz nach 20:00 Uhr waren wir, trotz falscher Wegbeschreibung einer Einheimischen,
endlich am richtigen Haus und mußten nur noch in den 2. Stock hoch !!

Das einzige Cafe/Restaurant im Ort war jedoch schon geschlossen
und wir konnten nur noch einen Lieferservice anrufen,
deren Mindesbestellwert von 25 Euro wir aber erstmal erreichen mußten.

Wir begutachteten unsere Wunden und mussten feststellen,
daß der gut gemeinte Schutz der wunden Stellen mit normalen Pflastern
(Rupert hatte auch eine Stelle an der Schulter),
großer Mist war, denn an allen "Pflasterstellen" hatten sich ausnahmslos riesige Blasen gebildet !!

Am nächsten Tag beschlossen wir, was wir schon am Abend beredet hatten :

Wir brachen hier ab, da ich auf jeden Fall am nächsten Tag keine 26 km mehr gehen konnte
und diese Blasen auch am Folgetag noch nicht so gut sein werden,
daß ich die weitere Wanderung genießen könnte.

So fuhren wir wieder zurück nach München.


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